Rhein-Neckar-Zeitung, 23.03.2013
Kreative Impulse für Heidelberg
Von Susann Behnke-Pfuhl
Heidelberg. Es ist der Höhepunkt eines ehrgeizigen Projektes: Der Berliner Maler Peter Robert Keil wagt einen “Aufbruch” im Kreativzentrum der ehemaligen Heidelberger Feuerwache. Mehr als 40 großformatige Gemälde, Skulpturen und Keramiken stellt er unter diesem Titel aus. Entstanden sind sie in seinem derzeitigen Atelier an der Emil-Maier-Straße, und finanziert wurde das Projekt durch sogenanntes “crowdfunding” (Schwarmfinanzierung) des Heidelberger Freundeskreises und der “Keil-Collection”, die rund eintausend Werke dieses Malers umfasst.
Wie Eröffnungsredner Wilhelm Kampik, Mitinhaber der “Keil-Collection” und Geschäftsführer der Gesellschaft für Innovative Marktforschung, sagte, wurde diese Idee im vergangenen Jahr in Schwetzingen entwickelt: 17 Förderer gaben Bilder in Auftrag, so dass die erstaunliche Summe von 60.000 Euro zusammenkam, die es Keil ermöglichte, in einem kreativen Freiraum zu arbeiten. Der Sammler träumt davon, Heidelberg als Künstlerkolonie zu etablieren – nach dem Vorbild von Worpswede oder Ahrenshoop.
Frank Zumbruch, städtischer Beauftragter für Kreativitätswirtschaft, sah den Berliner “Neuen Wilden” als Glücksfall an. Und der Kunsthistoriker Hannes Fernow ging insbesondere auf die Unterschiede Keils gegenüber der malerischen Expressivität der Achtziger Jahre ein. Das Ergebnis dieser von Kristina Hoge kuratierten Ausstellung konnte sich sehen lassen. In den Hallen der Feuerwache erfreuten sich die Vernissage-Besucher an den Bildern mit ihren leuchtenden Farben und ihrem untrüglichen Gespür für Formen. Sie widmen sich der Beziehung der Geschlechter, dämonen- und faunenhafte Gestalten begleiten sie. Die Malgründe bestehen aus alten Stoffen, Zeitungen oder Briefen. Keil collagiert, fügt auch Spielzeug, Schrift und Zahlen ein. Kurze Statements und Aufforderungen sowie Piktogramme tauchen auf (“Kunstbesessene erobern Heidelberg” oder “Is there anybody out here? – It’s me”).
Der 1942 in Züllichau, Polen, geborene Maler studierte an der Hochschule der Künste in Berlin. Er ist 1961 dabei, als unter anderem Georg Baselitz in Berlin das Pandämonium-Manifest verkündet, das eine Abkehr von Informel und abstrakter Kunst enthält. Keils Bilder aus dieser Zeit zählen zu der Richtung des beginnenden Neo-Expressionismus. Später gehört er zum losen Kreis der Berliner “Neuen Wilden”. Oberbürgermeister Eckart Würzner sicherte bei der Ausstellungseröffnung den Ankauf dreier Gemälde für das Rathaus zu.
Info: Heidelberg, Emil-Maier-Straße 18. Geöffnet: 8 bis 20 Uhr, bis 1. April.