Wie kommt eigentlich der Preis für ein Kunstwerk zustande? Wer bestimmt die Preise für Kunst? Was ist mein Bild wert? In wenigen Tagen beginnt die art Karlsruhe – Anlass genug einmal mehr auf die Preisentwicklung am Kunstmarkt zu schauen.
In den letzten 3 Jahrzehnten sind die Preise für Kunstwerke um ein vielfaches gestiegen. Erzielten die “Fünfzehn Sonnenblumen in einer Vase” von Vincent van Gogh bereits 1987 bei einer Christie’s Auktion den stolzen Preis von 39,9 Millionen Dollar, so erregte der Rekordpreis von Picassos “Les femmes d’Alger (Version “O”)” mit 179,4 Millionen Dollar bei der Christie’s Auktion am 11. Mai 2015 die weltweite Aufmerksamkeit der Presse und bot neuen Stoff für heftige Diskussionen um die Preisgestaltung für bildende Kunst.
Auch jenseits der “großen Marktplätze” wird seit einigen Jahren deutlich mehr für Kunst ausgegeben und in Kunst investiert. Besonders Deutsche Künstler sind auf dem internationalen Kunstmarkt sehr beliebt und die Chancen für junge Künstler sind besser denn je.
Unter Kunstfreunden, “jungen” Sammlern und vor allem in der breiten Öffentlichkeit wird recht häufig die Frage gestellt, wie denn überhaupt die Preise für bestimmte Kunstwerke zustande kommen und ob diese Preise überhaupt gerechtfertigt sind.
Man könnte meinen, jemand denke sich einfach einen Preis aus und schaue dann ob sich hierfür auch ein Käufer findet. Es gibt natürlich auch den “Hype” um bestimmte Künstler und Kunstwerke, der die Preise in schwindelerregende Höhe treibt. Für die Preisgestaltung in der bildenden Kunst gibt es aber letztendlich doch einige recht einfach nachzuvollziehende Faktoren.
Besonders junge Künstler, die nach einem Kunststudium noch kaum Ahnung vom Kunstmarkt und dem tatsächlichen Wert ihrer Werke haben, erhalten zu Beginn Unterstützung von den Kunsthochschulen – in Form von Richtlinien für die Preisbestimmung.
Dabei wird eine einfache Formel angewandt: Höhe + Breite mal Faktor. Bei Absolventen einer Kunsthochschule liegt dieser Faktor zwischen 5 bis 10. Ein Leinwandarbeit unseres fiktiven Künstlers “Ars Lux” mit den Maßen 100cm x 150cm kostet demnach 2500 Euro. “Ars Lux” hat für Leinwandarbeiten den Faktor 10, für Arbeiten auf Papier ist es der Faktor 5. Die Berechnung für den Preis von Skulpturen folgt einem ähnlichen Schema: Höhe + Breite + Tiefe mal Faktor 10 bis 15.
Der Künstler selbst (gerade ein “junger Künstler”) muss sich Gedanken über seinen “Einstiegsfaktor” machen, denn möglicherweise fährt es besser damit, mit einem niedrigeren Faktor einzusteigen und Werke zu verkaufen, als mit einem zu hohen Faktor zunächst potentielle Kunden zu vertreiben.
Weitere Wertsteigerung erfahren Kunstwerke dann über weitere Kriterien, wie Angebot und Nachfrage, Zustand, Bekanntheitsgrad auf dem Kunstmarkt, Ausstellungen, Publikationen, usw.
Manche Werke sind so beliebt und gefragt, dass Fälschungen angefertigt werden. Wer erinnert sich hierbei nicht an die “Beltracchi-Affäre” 2011, dem größten Kunstfälscherprozess der letzten 60 Jahre. Auch die Provinz Shenzhen und das Künstlerdorf Dafen sind mittlerweile für eine ganze Kunstfälschungs-Industrie international bekannt . Und es ist auch kein Geheimnis mehr, dass viele Museumdirektoren nicht mehr mit Sicherheit sagen können, ob in deren Museum nun Originale oder Fälschungen hängen (oder gelagert werden).
Was bedeutet all dies nun für Kunstsammler und Kunstfreunde, die auch gerne einmal das eine oder andere Werk erwerben möchten? Es bedeutet zunächst einmal: Kunst hat ihren Preis! Auch Fälschungen werden zu ähnlichen oder gar den gleichen Preisen angeboten wie die Originale. D.h. Finger weg von billiger Kunst aus dem Internet. Generell ist beim Kauf über Online-Plattformen höchste Vorsicht geboten und hier sollte man sich auf keinen Fall von scheinbaren “Schnäppchen-Angeboten” verleiten lassen. Auch sollte man davon absehen Kunstwerke als “kurzfristiges Investment” zu kaufen. Entweder man interessiert sich für Werke des Künstlers und hat für diese schon einen Platz in eigenem Heim oder man investiert sein Geld besser in andere Wertanlagen.
Worauf also, sollte man beim Kunstkauf achten:
- Kaufen Sie keine “billige” Kunst
- Vermeiden Sie Kunstkäufe über das Internet
- Wenn Sie tatsächlich der Meinung sind ein gutes Angebot gefunden zu haben, so prüfen Sie in jedem Fall den Verkäufer
- Wenden Sie sich an einen Sachverständigen
- Beschäftigen Sie sich mit dem Werdegang des Künstlers: Ausbildung, Ausstellungen, Publikationen, Katalog
- Besonders für Sammler gilt: Machen Sie sich im Vorfeld Gedanken über die Lagerung der Kunstwerke
- Denken Sie daran, dass Sie mit dem Kunstkauf auch das Leben eines Künstlers finanzieren
Grundsätzlich gilt: Wer Kunst kauft, sollte Freude an den Werken haben und diese nach Möglichkeit auch Zugänglich machen. Manche Werke der zeitgenössischen Kunst und der klassischen Moderne mögen für einige Betrachter “anstrengend” und “schwer zugänglich” erscheinen – gerade hier bietet sich eine ideale Gelegenheit für den angeregten Austausch über Kunst und die Mannigfaltigkeit künstlerischer Ausdrucksformen.
Weitere Informationen zu dem Thema finden Sie über diese Links:
http://www.hfbk-dresden.de/fileadmin/alle/Career_Service/downloads/cs_preisgestaltung.pdf
http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/kunst-und-krempel/kunst-krempel-nacht-preise-104.html
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2016-02/galerist-beruf-ausbildung